Erlebnisse aus der arabischen Welt

Bei den Worldskills im fernen Abu Dhabi errang der österreichische Teilnehmer Andreas Stiegler, genannt Lenzi, mit einem hervorragenden 2. Platz die Silbermedaille. Hier der Detailbericht von „Coach Rudi“ Rudolf Weisz, der schon jahrelang unsere Teilnehmer trainiert und die internationalen Wettbewerbe als Experte begleitet.

„Um als Experte bei den WorldSkills teilnehmen zu dürfen, muss man ein siebenstündiges Seminar besuchen und zusätzlich Tests machen, alles natürlich in Englisch. Leider sind meine Englischkenntnisse nicht die allerbesten und war es äußerst hart für mich, diese Tests zu bestehen. Wenn man nicht besteht, darf man beim Wettbewerb an keinen Besprechungen und auch nicht an den Bewertungen teilnehmen. Ich machte daher einen von Skills Austria organisierten zweitägigen Englischkurs, um meine Minienglischkenntnisse zu verbessern.

Anreise in den Orient

Am 10.Oktober 2017 sind wir am späten Nachmittag in Abu Dhabi angekommen. Insgesamt kämpften knapp 1300 Teilnehme in 51 Berufen aus 76 verschiedensten Teilen der Welt um Medaillen. Aus unserem Beruf „Wall and Floor Tiling“ (Fliesenleger) kamen 26 Teilnehmer aus 26 Nationen, 26 Experten und 9 Übersetzerinnen.

Ganz allgemein ist zu sagen, dass die Außentemperaturen in Abu Dhabi zwischen 33° und 40° C betrugen, die Luftfeuchtigkeit lag zwischen 50% – 80%.  Alle Innenräume und auch die Zelte wurden auf ca. 20° C gekühlt. Wenn wir morgens zu den Bussen gingen, waren die Brillen mit Feuchtigkeit beschlagen!

Letzte Vorbereitungen

Am 11.Oktober fuhren wir zum WorldSkills Areal, dem „Adnec Center“ und mit ca. 170.000 m² im mittleren Orient das größte Messezentrum. Unser Arbeitsplatz war ein Zelt von 1km Länge und voll klimatisiert. Allerdings waren die zu verfliesenden Wände noch nicht aufgebaut, da der bereits im März bestellte Klebemörtel nicht da war und erst am nächsten Tag um ca. 16:00 Uhr, gerade noch rechtzeitig für den Übungsdurchgang, geliefert wurde. Generell muss ich sagen, dass unsere Erwartungen an die Organisation doch ein bisschen höher waren. Ein Beispiel: wir wollten die Flagge der VAE in den entsprechenden Glasurfarben in das Testprojekt einarbeiten, doch konnten uns nicht die dafür notwendigen Glasurfarben bereitgestellt werden, obwohl unsere beiden Shopmaster die Fliesen schon im Feber von einem Deutschen Produzenten bestellt hatten. Stattdessen wurden uns dann Fliesen von einem Fliesenerzeugerbetrieb aus Saudi Arabien bereitgestellt.

Arbeitsplätze gecheckt

Am nächsten Tag stellten wir uns und unsere Fachkenntnisse auf Englisch vor – bei solchen Wettbewerben wird nur Englisch gesprochen – danach wurde das für uns sehr wichtige Gesamtprogramm erläutert.

Am 13. Oktober kamen alle Teilnehmer (Engl. competitors) auf die Arbeitsplätze und überprüften ihre Wände auf die Genauigkeiten. Unser Andreas Stiegler, genannt Lenzi, hat alle Wände komplett mit Klebemörtel ausgeglichen. Auch durften alle Competitors einige Fliesen schneiden, um zu wissen wie diese zu bearbeiten sind. Am 14. Oktober abends fand die Eröffnungszeremonie statt, vom Veranstalter wunderschön gestaltet.

Es geht los

Start des Wettbewerbes war am 15. Oktober. Es gab für alle Competitors Zeitpläne, die genau eingehalten werden mussten: Am Abend des 16. Oktober musste die Wand A komplett fertig verlegt und auch verfugt sein und wurde auch gleich bewertet. Am folgenden Tag musste auch die Wand B komplett fertig verlegt und verfugt sein. Dies war der härteste Tag für alle Teilnehmer, da für diese Wand extrem viele Schnitte gemacht werden mussten.

Der 18. Oktober war der letzte Tag des Bewerbes (Englisch: competition). Es waren nur drei Stunden und 45 Minuten Arbeitszeit vorgesehen. Jetzt war nur mehr der Boden zu verfliesen, eingearbeitet die Jahreszahl 2017. Zirka die Hälfte der Teilnehmer hatte den Estrich am ersten Tag eingebracht. Die restlichen Competitors mussten ihn noch einbringen und die Fliesen frisch in frisch verlegen. Laut vorgegebenem Zeitplan war um 13:00 Uhr Ortszeit Schluss mit den Arbeiten. Es ist immer ein tolles Erlebnis, die Beendigung dieser Competition zu erleben. Es werden die letzten 10 Sekunden herabgezählt und dann erfolgt ein Pfiff und das ist das Aus. Danach umarmen sich die Teilnehmer und ihre Experten und klopfen einander für die geleistete Arbeit auf die Schultern.

So wird bewertet

Um 16:30 Uhr begann die Bewertung des Bodens. Bevor diese mit dem Programm CIS fix verarbeitet wird, muss jeder Experte die Werte seines Teilnehmers überprüfen und dann mit seinem Code (eine Art Unterschrift, die sich jeder Experte selbst anlegen muss) bestätigen. Erst dann werden die Reihungen errechnet. Kurz vor Mitternacht wurde das Endergebnis ausgedruckt und jedem Experten übergeben – mit der strikten Auflage es ja nicht bekanntzugeben. Es ist nämlich einmal passiert, dass man das Ergebnis an den Arbeitgeber weitergegeben hat und dieser seinem Mitarbeiter bereits gratulierte, obwohl der noch gar nichts von seinem Erfolg wusste!

Abschied von Abu Dhabi

Am 19. Oktober hatten alle frei und für uns gab es um 15:00 Uhr einen Österreich Empfang, bei dem alle Teilnehmer, Experten und auch sehr viele österreichische Fans anwesend waren. Danach fand die Siegerehrung und die Medaillenüberreichung mit abschließender Closing Party statt.

tolle erfahrung 

Am 20. Oktober ging es wieder retour. In Wien erwartete uns je ein Bus für die Competitors, die Experten und die Fans. Jeder bekam eine Wurstsemmel und ein Mineralwasser. Für sehr viele ein Highlight: wieder Landeskost! Wir wurden in die Wirtschaftskammer gebracht, wo um 15:30 Uhr ein offizieller Empfang stattfand. Daran nahmen an die 120 Personen teil, darunter WK-Präsident Christoph Leitl und BM Sonja Hammerschmidt und natürlich die Eltern der Teilnehmer, sowie Firmenchefs und nahe Verwandte. Von unserer Berufsgruppe waren ÖFV-Präsident Heini Laszakovits mit Gattin und KR Horst Baumgartlinger mit Gattin anwesend. Ebenfalls dabei war Michi Pötsch, Prokurist der Firma Wieser, bei der unser Silbermedaillengewinner beschäftigt ist. Lenzi und mir wurde großer Dank ausgesprochen.“

kR auf Facebook